KI hält Einzug in unsere Alltagswelt, sie verändert die Gesellschaft und macht es notwendig, dass wir eigene Positionen entwickeln und bewusste Entscheidungen beim Einsatz von Technik treffen. Dies gilt besonders auch für Schulen und die Akteur*innen in der Schule. Eine Neudefinition von Rollen und Aufgaben ist dabei notwendig, um Herausforderungen der Zukunft zum Gegenstand unseres heutigen Handelns zu machen.
Dr. Aljoscha Burchardt, Researcher und stellvertretender Standortsprecher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Berlin, formuliert in unserem Projekt „KI-Strategie für Schulen in evangelischer Trägerschaft“ die aktuellen Herausforderungen von Generativer KI und zeigt Perspektiven auf.
Generative KI: Was steckt dahinter und wo erleben wir sie schon heute
Die grundsätzliche Funktionsweise der Generativen KI basiert auf gut trainierten Sprachmodellen (LLMs) und ist in der Lage, neue Inhalte zu erzeugen. Aufgrund der eingespeisten Datenmengen sind Generative KI-Systeme in manchen Bereichen dem Menschen heute schon erkennbar überlegen bzw. können eine gute Filterfunktion bilden oder als Korrektur genutzt werden. Im Bereich der medizinischen Diagnostik etwa kann KI Ergebnisse aus bildgebenden Verfahren mit tausenden bereits eingelesener Bildern vergleichen und Übereinstimmungen oder Abweichungen in kürzester Zeit erkennen. Die Ärztin kann im Gegenzug die Anamnese des Patienten viel besser in den Zusammenhang stellen und den Menschen als Ganzes betrachten.
Für Schulen bietet Generative KI die Chance, angepasste Lernumgebungen und Aufgabenstellungen für einzelne Schüler*innen zu gestalten. Sie passt dabei Lernprozesse auf ein individuelles Niveau an und gestaltet Aufgaben adaptiv. Zudem kann sie dabei helfen, Benachteiligungen zu nivellieren, etwa durch Übersetzungen oder sprachliche Anpassungen. KI kann bei der Lösung komplexerer Aufgaben unterstützend eingesetzt werden oder bei der Erfassung neuer Lerninhalte Strukturen vorschlagen oder Teilaufgaben übernehmen.
Wie kommen Schulen in evangelischer Trägerschaft ihrer Verantwortung nach?
Bei aller Begeisterung für KI, müssen wir verschiedene Themen aber auch dezidiert betrachten. Da sind zum einen Datenschutzfragen, zum anderen aber auch die Fragen nach der Qualität der Trainingsdaten und der daraus resultierenden Ergebnisse (Garbage In – Garbage Out). Wir brauchen den Aufbau grundlegender Kompetenzen bei Schüler*innen, damit junge Menschen dazu befähigt werden, verantwortlich mit eigenen Daten umzugehen. Wir müssen mit den jungen Menschen gemeinsam Ideen entwickeln, wann der Einsatz einer KI sinnvoll ist und wann nicht, und die kritische Reflektionsfähigkeit stärken. Die setzt an vielen Stellen eine Veränderungsbereitschaft der Schulen und der Akteur*innen voraus: Wissensdomänen verschieben sich von Lehrkräften hin zu den Schüler*innen, die oftmals viel selbstverständlicher mit der Technik agieren. Wir brauchen gemeinsame Überlegungen und einen offenen Austausch über den Umgang mit KI in der Schule.
Auch brauchen wir einen neuen Blick auf Prüfungsformate: weg vom Ergebnis, hin zum Prozess. Und wir brauchen Ressourcen. Sowohl in der einzelnen Schule als auch in der Bildungsadministration, um KI-Lösungen zu entwickeln, die dem Bildungsauftrag dienlich sind. Schließlich brauchen wir noch KI-Kompetenzen in den Kollegien, damit verantwortete und durchdachte Entscheidungen getroffen werden können und der Mensch weiter der Ausgangspunkt von Bildungshandeln ist. Evangelische Schulen haben hier viele Stärken. Sie sind in der Lage, Umgebungen so zu gestalten, dass sie das einzelne Kind und den einzelnen Jugendlichen in den Mittelpunkt stellen – mit und ohne KI!