Am 20. Und 21. März fand Modul 3 unserer Seminarreihe „Evangelische Erkennbarkeit und religiöse Sprachfähigkeit“ mit Prof. Dr. Matthias Hahn statt.

Am 20. Und 21. März fand Modul 3 unserer Seminarreihe „Evangelische Erkennbarkeit und religiöse Sprachfähigkeit“ mit Prof. Dr. Matthias Hahn statt. Das Modul widmete sich den Fragen „Welche religiösen Formen gehören an unsere Schule? Und was macht unsere Schule erkennbar evangelisch?“ Antworten suchten die Teilnehmenden des Seminars unter anderem im Bereich von Kurzandachten. Unsere Kollegin Christina Flemming verbrachte einen produktiven und sehr kurzweiligen Vormittag mit der Gruppe – lesen Sie hier Ihre Erfahrungen. Ziel war die selbstständige Planung und Durchführung einer Andacht zur Evangelischen Erkennbarkeit als niedrigschwelliges Ritual für die eigene Schule.

Aufbau einer klassischen Andacht

Morgenkreise, Kurzandachten, Gottesdienste: Sie alle dienen Lehrkräften als ein schönes und aktives Ritual, ihre Schule erkennbar evangelisch zu gestalten. Schön und gut – aber wie komme ich von der Theorie in die Praxis? Wie gestalte ich, vielleicht als Lehrkraft ohne jegliche Andachtsroutine, eine solche? Und wie begeistere ich nicht nur meine Schüler*innen, sondern auch mein Kollegium für die Einführung einer solchen Routine als Instrument einer erkennbar evangelischen Schule? Oberste Priorität sollte stets die Niedrigschwelligkeit einer Andacht haben – und zwar nicht nur für die Schülerschaft, sondern auch für das Kollegium.

Auch wenn die Gestaltung einer Andacht sehr offen und flexibel sein kann, sollte man zunächst einem wiederkehrenden und damit wiedererkennbaren dreiteiligen Ablauf folgen.

  1. Ankommen und Eröffnen mit einer Eröffnung („Wir sind heute zusammengekommen, weil…“) und einem Votum. Das Votum macht deutlich, dass nicht der oder die Begrüßende zur Andacht einlädt, sondern Gott selbst.
  2. Hören und Antworten: Auch hier halte ich mir stets als Ziel die Niedrigschwelligkeit vor Augen, dann fällt es mir nicht schwer, ein Bibelwort in einfacher Sprache zu wählen. Auf das Bibelwort folgt ein Lied. Bei dessen Auswahl ist wichtig, dass ich damit einen Zusammenhang zum Bibelwort herstelle. Nun folgt eine Geschichte oder ein Impuls, dessen Thema ich frei wählen kann. Nach meinem Impuls ist es ratsam, einen Moment der Stille einzubauen, um eine meditative Versenkung in das Thema zu erreichen. Der Part „Hören und Antworten“ wird durch ein weiteres thematisch passendes Lied abgeschlossen.
  3. Bitten und Segnen mit einem Gebet oder dem Vaterunser und einem anschließenden Segen.

Die eigene Präsenz stärken

Worauf kann ich bei meiner eigenen Präsenz in einer Andacht achten? Was gibt mir vielleicht auch mehr Sicherheit und Routine? Prof. Dr. Hahn erarbeitete mit den Teilnehmenden des Seminars fünf praktische Tipps, die auf die Verbesserung der liturgischen Präsenz abzielten. Ziel dieser Tipps ist, nicht über die Köpfe der Anwesenden hinweg zu reden, sondern voll und ganz da zu sein. Gleich von Beginn der Andacht an die Anwesenden zu „fesseln“ und mitzunehmen.

  1. Gestik: Was machen die Hände während der Andacht? Haltung der Hände im Gebet? Was hat diese Gestik für eine Wirkung und was macht sie mit der Präsenz im Raum?
  2. Mimik: Wohin geht der Blick? Fühlen sich alle gesehen? Wie oft erfolgt ein Blick auf die Textvorlage?
  3. Körperhaltung: Fester Stand? Schulterbreit? Knie nicht durchgedrückt? Kopf aufgerichtet?
  4. Sprache I: Konkret statt abstrakt? Aktiv statt passiv? Genitive, Konjunktive, Verneinungen vermeiden? Viele oder wenige Verben? Konzentration auf das Wesentliche?
  5. Sprache II: Gebetsaufforderung vorhanden? Gottesanrede? Wünsche formuliert, keine Forderungen?

Änderungen unbedingt erlaubt!

Prof. Dr. Hahn begann seine Seminareinheit mit den Worten: „Wer, wenn nicht ihr Lehrkräfte, könnt gute Andachten halten!“ Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sind für eine gute Andacht also ebenso wichtig, wie die Frage nach Authentizität. Wie kann ich „Ich“ sein bei meiner Andacht? Eine gute und bewusste Vorbereitung auf diese Frage und auf die zuvor genannten Tipps zur eigenen Präsenz zahlen sich aus. Wichtig ist auch die Wahl des Themas für meine Andacht: Ein Thema, das mich persönlich berührt, wirkt zusätzlich authentisch. Denn nur, wer authentisch ist, kommt insbesondere bei einer Zielgruppe von Kindern und Jugendlichen gut an! Und auch der klassische, dreiteilige Aufbau von Andachten darf verändert und individualisiert werden – unbedingt sogar, wenn damit mehr Authentizität erreicht wird.

Unser Tipp: Unsere Publikation „Lebendig und kräftig und schärfer…“. Ein Gebets- und Andachtsbuch für evangelische Grundschulen von Prof. Dr. Matthias Hahn und Carsten Haeske. Die Publikation kann als Printversion unter ess@ekd.de kostenlos bestellt werden und steht Ihnen digital ebenfalls kostenlos zum Download zur Verfügung. Wir laden Sie herzlich zu einer freiwilligen Spende ein, um die Unkosten der Publikation zu decken.

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