Im Miteinander gelingt Vieles: So lautete 2021 das Motto unseres Förderprogramms „4 x 4 Inklusion gestalten„. In dem Wettbewerb rückten wir das gemeinsame Tun an evangelischen Schulen in den Vordergrund und legten den Fokus auf Kinder und Jugendliche als aktive Mitgestalter*innen eines evangelischen Schullebens. Hierbei förderten wir vier Schulen mit jeweils 4.000 Euro, um vor Ort in den Schulen Inklusionsfragen aus der Kinderperspektive zu denken. Unter den Gewinnerschulen ist auch das Evangelische Gymnasium Siegen-Weidenau, das mit seiner Idee einer „Come together Lounge“ die Jury bei der Auswahl überzeugen konnte. Die Motivation, über einen gemeinsam gestalteten Raum die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen abzubilden und ein wechselseitiges Gespür für die Individualität zu entwickeln, wurde deutlich herausgestellt. Annekatrin Hohage, verantwortliche Lehrkraft für Inklusion, berichtet uns von der Entstehung und Gestaltung dieser Lounge als ein Raum der Begegnung an ihrer Schule. Er stellt z.B. für reizoffenere Schüler*innen einen Rückzugsort, für andere einen Raum der Entfaltung und der eigenen Ausdrucksfähigkeit dar.
Gemeinsam anpacken
Für uns, das Evangelische Gymnasium Siegen-Weidenau, hieß es zunächst einmal: Willkommen im Chaos! Da es sich bei unserer zukünftigen „Come together Lounge“ um einen Raum handelte, der von verschiedenen Fachschaften zur Materiallagerung genutzt wurde, mussten wir zunächst eine Vielzahl an Materialien sichten, entsorgen und umverteilen. Dann bereiteten wir den Raum baulich auf seine neue Nutzung vor. Neben neuer Wandfarbe in den Farben Weiß und Grün verlegten wir einen ansprechenden Laminatboden in Holzoptik und montierten eine zeitgemäße Beleuchtung unter der Decke. Neben einer Lichtquelle zum Arbeiten brachten wir auch farbverstellbare LED-Strahler über dem Sofa an, welche seitdem für eine gemütliche Atmosphäre sorgen. An der Wand gibt es nun eine kleine Garderobe, sodass Besucher*innen der Lounge ihre Jacken aufhängen können.
Palettensofa und Hängesessel ziehen ein
Die Jury von“4 x 4 Inklusion gestalten“ gab uns im Rahmen des Wettbewerbs guten fachlichen Input mit zahlreichen Tipps, die alle leicht umzusetzen waren. In Bezug auf die Möblierung griffen wir diesen Input sofort dankend auf und kauften drei Fünfecktische, die je nach Nutzung durch die Schüler*innen in verschiedenen Konstellationen flexibel positioniert werden können. Passend zur Wandfarbe schafften wir fünf Freischwingerstühle an, die ein entlastendes und angenehmes Sitzgefühl vermitteln. Auf Grundlage eines Brainstormings mit Schülervertreter*innen besorgten wir außerdem ein Palettensofa, das mit farblich passenden, grünen Polstern hohen Sitz- und Liegekomfort ermöglicht. Weiße Kissen und eine Kuscheldecke erhöhen den Wohlfühlfaktor. Auch hier kann die Ausrichtung des Sofas durch die modulare Bauweise variiert werden. Als besonderer Rückzugsort dient zusätzlich ein an der Aufhängung drehbarer Hängesessel. So können Kinder und Jugendliche auch bei Gruppennutzung der Lounge ein Stück Privatsphäre genießen, wenn sie den Hängesessel in Richtung Wand oder Fenster drehen.
Kreativität in allen Bereichen
„Cooles“ Brainstorming: Der in der Projektskizze für den Wettbewerb „4 x 4 Inklusion gestalten“ noch unter dem Arbeitstitel „Raum der Begegnung“ bekannte Raum erhielt nun von uns seinen Namen „Come Together Lounge“. Ein passendes Logo (in Anlehnung an den Namen des Raums und die Beatles) wurde entworfen. Anschließend malten künstlerisch begabte Schülerinnen es großformatig auf eine Leinwand, die jetzt den Raum schmückt. Des Weiteren wurde ein Boxsack angeschafft, der den Kindern und Jugendlichen helfen kann, besser mit Emotionen wie Wut oder Aggression umgehen zu können. Ein magnetisches Whiteboard kann für schulisches Arbeiten genutzt werden, ermöglicht aber auch die Befestigung von Notizen und Bildern. In einem abschließbaren Wandschrank sind darüber hinaus ein IPad, ein Apple-TV und eine kleine Box zu finden. Ebenso befinden sich hier ein Wasserkocher, Becher und Tee, der unter Aufsicht zubereitet werden kann.
Ein Job in der Come together Lounge
Wie durch die Jury des Wettbewerbs vorgeschlagen, bewarben sich im Frühjahr interessierte Schüler*innen schriftlich um einen Job in der Lounge. In einem Workshop bereiteten wir die zukünftigen Betreuer*innen auf ihre Aufgaben und Rollen vor. Dabei besprachen wir in Theorie und Praxis die Besonderheiten der Entwicklungsphase Vorpubertät und Pubertät. Auch thematisierten wir besondere Bedürfnisse von Kindern mit Förderbedarf und simulierten in Rollenspielen entsprechende Fallbeispiele. Zur weiteren Schulung vermittelten wir den Kindern und Jugendlichen erste Coachingelemente und Techniken der Gesprächsführung. Ein wichtiger Schwerpunkt war auch die gemeinsame Diskussion zum Thema Vertraulichkeit von Gesprächsinhalten. Die zukünftigen Betreuer*innen lernten, bei welchen Themen und Problemen in Absprache mit dem betreffenden Kind eine Lehrkraft hinzugezogen werden sollte. Durch Unterrichtshospitation und eigene Praxisangebote in einer Klasse 7 füllten die interessierten Schüler*innen in der Theorie erarbeitete Inhalte mit Leben. Dies bereitete sie bestmöglich für ihren Job in der „Cometogether Lounge“ vor.
Raum der Begegnung und Ruhe
Endlich ist es soweit: Nach intensiver baulicher und pädagogischer Vorbereitung öffnet die Lounge ihre Türen für alle Schüler*innen des Evangelischen Gymnasiums. In eigenen Freistunden stehen die ausgebildeten Betreuer*innen nun stundenweise als Ansprechpartner*innen in der „Come togehter Lounge“ zur Verfügung. Dieses täglich stattfindende Angebot nahmen die Schüler*innen in den ersten Monaten dieses Schuljahres sehr gut an. Regelmäßig besuchen unsere Schüler*innen im Gemeinsamen Lernen den Raum – hier besonders Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung. Sie finden hier einen ruhigen und gemütlichen Rückzugsort. Auch Lerntandems nutzen den Raum zur individuellen Förderung während des Fachunterrichts gerne. Darüber hinaus sind uns Reflexion und Optimierung sehr wichtig. Neben der ständigen Möglichkeit, sich persönlich oder über Teams beraten zu lassen, arbeiten wir konkrete Erfahrungen mit den Betreuer*innen in Follow-up Workshops auf. Auch mit den Klassenlehrer*innen findet ein regelmäßiger Austausch statt, was dazu beiträgt, das Konzept der „Come Together Lounge“ weiter zu optimieren.
Wir freuen uns sehr, die Vision unserer Lounge im Sinne unserer Schüler*innen auch weiterhin kreativ, erfolgreich und nachhaltig mit Leben zu füllen!