Die Evangelische Grundschule Jena wurde 2017 mit damals einem Klassenraum und sechs Kindern neu gegründet. Gefördert wurde die Schulneugründung durch die Evangelische Schulstiftung in der EKD, ebenso profitierte die Schule in ihren ersten Jahren durch das Förderprogramm „Schule im Aufbau“ der ESS EKD.
In ihrem Porträt möchte die Evangelische Grundschule Jena Sie mitnehmen auf eine Reise, wie aus einer Idee eine Schule entstanden ist. Sie möchte erzählen von den ersten Schritten, von den unterschiedlichen Schulhäusern und vom Leben innerhalb und außerhalb der Schule. Ebenso möchte sie von Kindern, Eltern, Lehrerinnen und Lehrern, Freunden und Partnern berichten; von der Stadt, ihrer Kirche und Gemeinde.
Von der Idee zur Schule
„Gemeinsam auf dem Weg“ ist das Motto der Evangelischen Grundschule Jena, die 2017 aus der Intention heraus gegründet wurde, eine Schule entstehen zu lassen, wie sie bis dato in Jena fehlte. Es sollt eine Schule geben, in der das christliche Miteinander und das evangelisches Profil im Vordergrund stehen. Und schon vor der Gründung war klar: Es soll einen kirchenmusikalischen Schwerpunkt geben. Das christliche Miteinander soll Schülerinnen und Schüler mit Glauben durch den Alltag bringen. Zusammen als Schulgemeinde möchte man das Kirchenjahr mit Schulgottesdiensten und -andachten sowie Gebetskreisen gestalten. In Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis und den Gemeinden entsteht eine lebendige Glaubensvermittlung. Darüber hinaus steht das Thema Schulseelsorge und Hilfe für den Nächsten im Fokus und Diakonisches Handeln, Ökumenische Partnerschaften und Schöpfungsverantwortung werden gelehrt und gepflegt.
Besonderer Schwerpunkt: Kirchenmusik
Der Schwerpunkt Kirchenmusik ist bundesweit sehr rar gesät und soll den Schüler*innen in erster Linie Freude an Kirchenmusik machen: Freude am Singen, Freude am Hören und Singen in einem (Kirchen-) Chor sowie Freude, ein Instrument zu erlernen. Das Musizieren in der Gemeinschaft nach kirchenmusikalischer Tradititon steht hier ganz im Vordergrund. Die Schülerinnen und Schüler sollen gemeinsam ihre Stimme und ein Rhythmusempfinden ausbilden und neben Hausmusiken, Pauken und Trompeten werden gemeinsam Orgeln erkundet. Die gesamte Musikpädagogik orientiert sich an der WARD-Methode, bei der den Kindern alle musikalischen Erfahrungen über die Singstimme vermittelt werden.
Mehr als eine Idee: Schule mit Konzept
Die Evangelische Grundschule Jena hat ein klares Konzept: Sie ist als inklusive Ganztagsschule neu gegründet worden und vereint Lernen, Musizieren, Spielen und geistliches Leben an einem Ort. Gegenüber dem Thüringer Lehrplan bietet die Grundschule zusätzlichen Musikunterricht pro Woche als WARD-Unterricht an. Ebenso gibt es profilbezogene Angebote im Schulalltag und als Freizeitgestaltung für die Kinder. So lernen die Kindern im eigenen Schulgarten (in Thüringen Unterrichtsfach) den achtsamen Umgang mit der Schöpfung. Die Kapazität der Schule beträgt 160 Schüler, 2-zügig mit 20 Kindern pro Klasse, wobei die Schuleingangsphase flexibel gehalten wird. Alle Belange der Schule werden durch den Trägerverein „Evangelische Grundschule Jena e.V.“ geleitet und unterstützt. Aktuell besteht der Trägerverein aus 42 Mitgliedern und einem fünfköpfigen Vorstand; er kommt einmal wöchentlich zu einer Vorstandssitzung zusammen.
Das evangelische Profil
Die Evangelische Grundschule Jena hat ein sehr ausgeprägtes und klar kommuniziertes evangelisches Profil. Evangelischer Religionsunterricht ist als fester Bestandteil in den Schulalltag integriert, ebenso die Morgenandacht: Sie läutet in Jena jeden Schultag ein. Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen feiern christliche Feste zusammen als Schulgemeinschaft und kommen vor jeden Schulferien in einem Schulgottesdienst zusammen. Mit täglichen Tischgebeten und einem aktiven Elterngebetskreis werden Gebete in den Schulalltag integriert und über die Schülerschaft hinaus erlebbar gemacht.
Kirchenmusikalische Nachwuchsförderung
Singen wird an der Evangelischen Grundschule Jena groß geschrieben und in jeden Schultag fest mit eingeplant – egal ob Lernlieder in verschiedenen Fächern, Gebete oder rhythmische Übungen. Zusätzlich zum wöchentlichen Musikunterricht nach Thüringer Lehrplan gibt es eine Stunde Singschule nach der Justin-Ward-Methode und die Lehrkräfte gestalten gemeinsam mit den Schüler*innen die täglichen Morgenandachten sowie Schulgottesdienste musikalisch aus. Für alle Schülerinnen und Schüler besteht die Möglichkeit der Teilnahme an einem Instrumentenkarussell der Musik- und Kunsthochschule Jena, mit welcher eine rege Partnerschaft gepflegt wird. Bereits ab der 2. Klasse wird an der evangelischen Grundschule Jena Instrumentalunterricht wie Flöte, Klavier oder Gitarre fakultativ angeboten.
Die unterschiedlichen Schulhäuser
Das Christliche Gymnasium Jena
Frei nach dem Motto „Jeder fängt mal klein an“ startete die Evangelische Grundschule Jena im August 2017 mit sechs Schüler*innen in den Räumlichkeiten des Christlichen Gymnasiums Jena. Obwohl die Grundschule zu Beginn keine eigenen Räumlichkeiten hatte, ist sie ihrem Konzept stets treu geblieben und hat es stetig weiterentwickelt. Eine Klassenstärke von maximal 20 Kindern wurde Voraussetzung und die sechs Kinder im ersten Jahr wurden aus den Jahrgängen 1 und 2 gemischt mit einer flexiblen Schuleingangsphase. Jedes der sechs Kinder lernte in seinem individuellem Tempo und auf seinem Niveau. Auch die Unterrichtsgestaltung war sehr aufgelockert: Geleitete Unterrichtsphasen wechselten sich mit freiem Arbeiten ab und fächerübergreifendes Lernen, z.B. durch Lernwerkstätten wurde ermöglicht. Die Schüler*innen lernten, an allen Orten zu Lernen und mit allen Sinnen. So gehörten das Lernen mit Materialien aus und in der freien Natur ebenso zum Repertoire wie das Lernen in einer Kunstgalerie.
Ein wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang ist der Schriftsprachenerwerb. Die Kinder lernen die Laut- und Schriftsprache an der evangelischen Grundschule Jena ganzheitlich und mit allen Sinnen kennen. Die Lehrkräfte führen die Schüler*innen anhand eines fibelfreien Lehrwerks an die Schriftsprache heran und in die Regelhaftigkeit der Sprache ein. Diese Strategien setzen sich in den kommenden Schuljahren kontinuierlich fort.
„Haus der Begegnung“ Kunitz
Für die Dauer des 2. Schuljahres (2018/2019) bezog die Grundschule das ehemalige „Haus der Begegnung“ in Kunitz – länger standen die Räumlichkeiten leider nicht zur Verfügung. Dort standen zwei Klassenräume im sanierten Erdgeschoss, eine Küche und ein Sanitärbereich bereit. Außerdem konnten Nebengebäude, der Pfarrgarten und die Kirche für den Schulalltag mit genutzt werden. Mit diesem „Umzug“ erweiterte die Schule ihre Aufnahmekapazität auf insgesamt 17 Kinder. Nachteile bei dieser Immobilie waren jedoch, dass eine tägliche morgendlich Busbegleitung aus dem Jenaer Stadtzentrum organisiert werden und der Sportunterricht weiterhin am Christlichen Gymnasium Jena stattfinden musste.
„Haus der Pioniere“
2019-2021 verbrachte die Evangelische Grundschule Jena nach einem weiteren Umzug das dritte und vierte Schuljahr seit Gründung im ehemaligen „Haus der Pioniere“, einer historischen Stadtvilla. Die Herberge in ökumenischer Gastfreundschaft bot der Schule unter Anderem einen wunderschönen Garten und neben einer besseren Aufteilung der Räumlichkeiten auch eine überdachte Außenveranda, die für die gemeinsamen Mahlzeiten genutzt werden konnte.
Ehemalige Kinderklinik Jena
Leider stand das „Haus der Pioniere“ der Schule auch nur einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung, so dass für das Schuljahr 2021/2022 wieder ein Umzug bevorsteht – hoffentlich der Letzte! Die Evangelische Grundschule Jena kann nun unbegrenzt die Räumlichkeiten der ehemaligen Kinderklinik in Jena nutzen und durch diesen Umzug ihre Aufnahmekapazität noch einmal deutlich erweitern.
Perspektiven
Der Schwerpunkt der Schule auf Kirchenmusik ist regional einzigartig. Dementsprechend groß ist die Nachfrage und Akzeptanz von Kirchenchören und Singschulen. Für die Zukunft ist konkret der Ausbau des musikalischen Angebotes durch Kooperationen mit der Singschule der Stadtkirche, dem Jenaer Posaunenchor oder den Gemeindechören geplant.
Die Entspannung der Lage hinsichtlich der Räumlichkeiten lässt alle Mitwirkenden aufatmen – war doch jeder Umzug eine gemeinsame Kraftanstrengung! Nun ist Zeit, auch hier langfristige Standortperspektiven zu sichten und zu planen.