In diesem Jahr haben wir zum dritten und letzten Mal unser Förderprogramm „Umbau inklusive: Schulqualität erhöhen – Barrierefreiheit fördern“ ausgeschrieben. Mit dem Programm fördern wir besonders dringliche, aber auch innovative und nachahmenswerte Vorhaben zum Abbau von Barrieren an Schulen in evangelischer Trägerschaft mit bis zu 14.500 Euro je Antrag. Es haben uns wieder zahlreiche Bewerbungen erreicht und wir konnten 9 Vorhaben mit insgesamt rund 50.000 Euro unterstützen. Welche Projekte wir unter anderem im vergangenen Jahr bei „Umbau inklusive“ gefördert haben, stellen wir Ihnen in einer dreiteiligen Reihe vor. Heute: Der Einbau einer Schüler*innenküche als Mitmach-Baustelle an der Evangelischen Grundschule Babelsberg.
Die Schule
Achtsamkeit, Einzigartigkeit und Vielfalt: Drei von insgesamt sechs Leitbildern, aus denen die Evangelische Grundschule Babelsberg ihr Konzept für guten Unterricht ableitet. Ein Konzept, für das die Grundschule 2023 mit 14 anderen Schulen für den Deutschen Schulpreis nominiert wurde. Wir freuen uns, Ihnen die Schule, die wir bereits mehrfach gefördert haben, in einem gesonderten Schulporträt vorstellen zu können! Zum Konzept der Schule gehört maßgeblich, dass sie eine Schule für alle sein möchte. Deshalb hat sich die Grundschule vor 9 Jahren dazu entschieden, einen inklusiven Weg zu beschreiten. Inzwischen hat die Schule 32 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die gemeinsam und ganz selbstverständlich mit allen anderen Kindern beschult werden.
Umbau inklusive: Einbau einer Schüler*innenküche
Die Grundschule wandte sich mit einem Umbauprojekt der besonderen Art an uns. Eine in der Schule bereits rudimentär vorhandene „Bastel-Wohn-Küche“ sollte in einem Gemeinschaftsprojekt zu einer Schüler*innenküche für den inklusiven lebenspraktischen Unterricht umgebaut werden. Diese Umbaumaßnahmen waren in doppelter Hinsicht inklusiv: Zum einen wurde der Umbau selbst als partizipatorische Projekt mit allen Beteiligten durchgeführt. Zum anderen bietet die fertige Schüler*innenküche vielfältige Teilhabemöglichkeiten für alle.
Die Planung des Umbaus startete mit einer partizipativen Ideenfindungsphase mit Kindern aus unterschiedlichen Klassen. Dabei sammelten die Kinder Ideen, wie sie sich die Gestaltung vorstellen, was von der bisherigen Küche erhalten bleiben soll und wie sie den zur Verfügung stehenden Raum nutzen können. Diese Ideen wurden dann in der nächsten Phase mit Pädagog*innen (die den Raum nutzen) abgestimmt und erweitert, bevor es in die Entwurfsplanung ging. Dann wurde der fertiggestellte Entwurf zur Abstimmung den Kindern und Pädagog*innen vorgestellt und Nachbesserung vorgenommen.
Nun konnte die Grundschule mit unserer finanziellen Unterstützung durch das Förderprogramm „Umbau inklusive“ das Herzstück des Vorhabens realisieren: Den Bau der neuen Küche im Rahmen einer „Mitmachbaustelle“. In der Bauphase selbst achtete das Team im Sinne der Nachhaltigkeit darauf, dass noch funktionale Möbel aus der alten Küche weitergenutzt werden konnten, bzw. aufbereitet wurden. Für die Bauphase mit den Kindern wurden Werkzeuge und Material bereitgestellt. Natürlich wurden alle Kinder beim Bau der Möbelstücke von Tischler*innen und Architekt*innen begleitet. Der Einbau der elektronischen Geräte erfolgte durch eine örtliche Fachfirma.
Teilhabemöglichkeiten für alle
Seit dem Umbau können nun auch Kinder mit dem Förderschwerpunkt „körperliche und motorische Entwicklung“ an Projekten in der Schüler*innenküche teilnehmen. Barrierefreiheit und niedrige Arbeitsflächen machen es möglich. Für Schüler*innen mit dem Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ kann die Schule nun gezielt lebenspraktische Kompetenzen vermitteln und insgesamt eignen sich die Projekte in der Küche in besonderem Maße für heterogene Lerngruppen. Hier können die Kinder spielerisch und auf unterschiedlichen Niveaus an einem gemeinsamen Gegenstand arbeiten und lernen. Und endlich können die Kinder gemeinsam die eigene Ernte aus der GemüseACKERdemie, einem selbst bewirtschafteten Acker auf dem Geländer der königlichen Hofgärtnerei Babelsberg, verarbeiten. Zuvor mussten sie das selbst geerntete Obst und Gemüse stets unverarbeitet den Familien mit nach Hause schicken.
Nicht nur Liebe, auch Lernen geht durch den Magen
Das sieht auch Ganztagskoordinatorin Kirsten Michaelis so, die uns ihr Fazit zur neuen Schüler*innenküche an der Evangelischen Grundschule Babelsberg folgendermaßen skizziert: „Durch den Umbau in eine inklusive Bastel-Wohn-Küche ist es den Kindern jetzt möglich, an lebenspraktischen Übungen teilzunehmen, zu kochen und in einer vorbereiteten und gut organisierten Umgebung zu arbeiten, zu lernen und zu spielen. Die Schüler*innen kommen jetzt von zwei Seiten an den Herd heran. Daher können sie nun in der Küche einfacher mit einem Rollstuhl hantieren. Zusätzlich gibt es eine kleine Plattform, die sich die Kinder Arbeitsplatte stellen können, um besser an alles heranzukommen. Außerdem wurde mehr Stauraum für Küchenutensilien geschaffen und die Kinder kommen an alle Materialien selbstständig heran. Dadurch ist es den Kindern (mit und ohne Förderbedarf) möglich, sowohl am Vor- als auch am Nachmittag lebenspraktische Fertig- und Fähigkeiten zu erlangen. Sie können sich im mathematischen (Abwiegen, Zusammenrechnen etc.) und grammatikalischen (Rezepte lesen und schreiben etc.) Bereich weiterentwickeln und soziale Kompetenzen erlangen.“