Rassismuskritische Impulse für die kirchliche Bildung und Praxis: Das bietet der neue digitale VerLernKurs der Evangelischen Akademie zu Berlin. Gerade in kirchlichen Kontexten haben viele Menschen eine entschiedene Haltung zu Rassismus. Es gilt, ihn zu verurteilen und zu überwinden. Das ist gut so, greift aber zu kurz. Denn es ignoriert und verdrängt persönliche, theologische und kirchliche Verstrickungen in rassistische Strukturen. Genau hier setzt der VerLernKurs an: In vier Modulen gibt er Impulse von jeweils 15 Minuten Dauer, die sehr abwechslungsreich gestaltet sind, um digital und individuell zu dem Thema zu sensibilisieren. Wir haben bei Nina Schmidt, Projektleitung „DisKursLab – Labor für antisemitismus- und rassismuskritische Bildung & Praxis“ der Evangelischen Akademie zu Berlin und Mitentwicklerin des VerLernKurses in einem Interview nachgefragt:
Was ist Ihre Motivation hinter diesem Kurs?
Wir als DisKursLab (Labor für antisemitismus- und rassismuskritische Bildung & Praxis) der Evangelischen Akademie zu Berlin gehen davon aus, dass alle Menschen mit rassistischen Bildern sozialisiert sind. Indem wir erkennen, wie Rassismus funktioniert, kommen wir dieser Prägung auf die Spur. So können wir beginnen, all das Gelernte zu verlernen und Platz zu schaffen für neues Wissen, neue Perspektiven, neue Emotionen – christlich gesprochen: für Umkehr. In diesem Sinne verstehen wir diesen Kurs als Anstoß zum Verlernen.
An wen richtet sich der VerLernKurs ganz konkret?
Der Kurs ist für Menschen gedacht, die von Rassismus profitieren und für Menschen, die negativ von Rassismus betroffen sind. Er richtet sich an Menschen, die sich bisher noch nicht mit Rassismus auseinandergesetzt haben. Ebenso an Menschen, die schon einiges zu diesem Thema gelernt und gearbeitet haben. Dennoch zielen viele der Impulse vor allem auf Selbstreflexion von Menschen, die von Rassismus profitieren.
Der VerLernKurs kann sowohl von Einzelpersonen als auch von Gruppen genutzt werden, die sich vertiefend mit rassismuskritischen Perspektiven beschäftigen möchten. Er ist besonders für Menschen interessant, die an einer theologischen Anbindung des Themas interessiert sind sowie an Fragen, die speziell im Kontext von Kirche und Religionspädagogik auftreten. Ebenso richtet sich der Kurs an Multiplikator*innen und Engagierte, die in Gemeinde oder Schule verschiedene oder spezifische Aspekte rassismuskritischer Arbeit thematisieren möchten.
Wie, wo und wann: Wie gestaltet sich das E-Learning mit dem VerLernKurs?
Der VerLernKurs besteht aus vier thematischen Modulen, die jeweils aus mehreren Einzelimpulsen bestehen. Die Impulse bauen aufeinander auf, können aber je nach Interesse und Bedarf auch einzeln genutzt werden. Der Kurs kann allein für sich angewendet werden, mit Freund*innen, Kolleg*innen oder in der Gemeinde. Er eignet sich für Gruppen, zum Beispiel Senior*innenkreise, Bibelarbeitsgruppen, Konfirmand*innengruppen oder für den Religionsunterricht. Multiplikator*in können die Impulse als Bildungsmaterial für ihre Zielgruppen nutzen. In ihnen finden sich vielfältige Ideen zur Anwendung in den verschiedenen Kontexten.
Das E-Learning setzt sich aus vier Modulen zusammen: Weißsein, Rassismen, Theologie und Gemeinde. In den Modulen und den einzelnen Impulsen sind pädagogisches Material, Reflexionsfragen und weiterführende Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Themen zu finden. Gerahmt werden die Module durch spirituelle Zwischenrufe – für sich selbst, für eine Andacht oder einen Gottesdienst.
Die Impulse in den Modulen sind sehr unterschiedlich gestaltet: Mal gibt es etwas zum Hören, mal zum Schauen, mal zum Lesen. Jeder Impuls benötigt ca. 15 Minuten Bearbeitungszeit. In welchem Takt und welcher Geschwindigkeit Menschen den ganzen Kurs bearbeiten, ist ihnen völlig selbst überlassen.
Zur Person
Im Projekt „DisKursLab – Labor für antisemitismus- und rassismuskritische Bildung & Praxis“ konzipiert und verwirklicht Nina Schmidt als Projektleiterin Bildungsangebote für berufliche und ehrenamtliche kirchliche Mitarbeitende im Themenfeld Rassismus und Antisemitismus. Das Projekt hat den digitalen Wandel als gesellschaftliche Herausforderung und gleichzeitig als Chance für Demokratisierungsprozesse im Blick. Mit innovativen (Bildungs-) Formaten für Theologie und Religionspädagogik verbindet es Fragen der Diskriminierungssensibilität, Digitalität und Demokratisierung