Am 06.09.2024 endete der einjährige Schulentwicklungsprozess „Inklusionslots*innen“: Die Evangelische Schulstiftung in der EKD suchte Schulen, die die aktive Einbindung von Schüler*innen in die inklusiven Bestrebungen der Schulen vor Ort und die Weiterentwicklung von Schulprogrammen und -konzepten vertiefen wollten. Dazu sollten Kinder und Jugendliche mit Behinderungserfahrung als wichtige Impulsgeber und Mitgestalter*innen einer inklusiven Schule wahrgenommen und strukturell eingebunden werden. In jeder Schule wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die aus Schüler*innen, Lehrkräften und der Schulleitung bestand.
Übergeordnete Zielsetzungen waren außerdem:
- die handelnden Personen zur Reflexion des inklusiven Verständnisses im schulischen Kontext anregen
- Selbstwirksamkeit bei Schüler*innen mit Behinderungserfahrung erlebbar machen
- Neue Formate der partizipativen Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen ermöglichen
- Das inklusive Selbstverständnis langfristig und strukturell in der Schule verankern
- Inklusion (auch) als Teil demokratischen Handelns fokussieren
Mitwirkende: Drei weiterführende Schulen, zwei Schulstiftungen und eine Prozessmoderatorin
Der Prozess wurde durch eine Schulentwicklungsbegleiterin der Initiative Neues Lernen e.V. an vier Fachtagen vor Ort moderiert und gesteuert. Kati Ahl, Bildungsexpertin, Autorin und Schulentwicklungsberaterin hat den Prozess begleitet. Sie ist ehemalige Lehrerin und Schulleiterin und hat daher selbst breite Erfahrung zum Thema Inklusion.
Zwischen den Fachtagen fanden Online-Termine mit jeder einzelnen Schule statt, um den Prozess im Fluss zu halten. Für die Durchführung der Pilotphase konnten drei Schulen aus Sachsen und die Schulstiftung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens gewonnen werden.
Das Evangelische Gymnasium Tharandt
Das Evangelische Gymnasium Tharandt entwickelte sein „Streitschlichter*innen-Programm“ weiter und setzte bewusste Akzente auf die Einbindung und Aktivierung von Schüler*innen mit Herausforderungen im sozial-emotionalen Entwicklungsbereich. Idee war es hier, die Sensibilität dieser Kinder und Jugendlichen für Störungen und Konflikte zu nutzen und konstruktiv für die Schulgemeinschaft einzusetzen.
Das Evangelische Gymnasium Mylau
Das Evangelische Gymnasium Mylau fokussierte sich auf die Klassenstufe 5. Der Übergang in die weiterführende Schule sollte auf die Potentiale zur bewussten inklusiven Schulgestaltung „von Beginn an“ prüfen und weiterentwickeln. Auf diesem Wege kann eine inklusive Schule jedes Jahr weiterwachsen und eine organische Entwicklung ermöglichen.
Die Evangelische Oberschule Klipphausen
Die Evangelische Oberschule Klipphausen legte den Schwerpunkt auf die Aktivierung der Schüler*innen mit einem Förderbedarf im Bereich „Lernen“. Durch einen Austausch untereinander und die Identifizierung von praktischen Umsetzungsfeldern sollte die gesamte Schule mehr für die inklusiven Bestrebungen sensibilisiert werden und Methoden, z.B. Förderpläne, kultivieren, die jeden einzelnen Jugendlichen stärken können.
Prozessverlauf
Der Schulentwicklungsprozess wurde mit folgenden Meilensteinen geplant und umgesetzt:
Was hat sich an den drei Schulstandorten entwickelt?
Die Vorhaben der drei Schulen wurden im Verlauf des Prozesses substanziell weiterentwickelt und konnten die Ziele, die sich die Schulen gesteckt hatten, erreichen. Mindestens ebenso wichtig waren die Veränderungen im Miteinander. Alle Beteiligten beschreiben im Rückblick das Miteinander als einen besonderen Mehrwert. Die Möglichkeit für Schüler*innen, auf Augenhöhe mit den Lehrkräften und der Schulleitung einen Prozess zur Schulentwicklung zu gestalten, brachte neue Sichtweisen, ein neues Selbstverständnis und gestaltete neue Beziehungsqualitäten. Auch das Verständnis von Inklusion schärfte sich weiter aus und bekam vor dem Hintergrund der eigenen Schule eine neue Bedeutsamkeit.
Hören Sie doch selbst mal rein: Schulentwicklungsbegleiterin Kati Ahl hat zum Abschluss des Projekts ein kurzes Interview mit drei der Inklusionslots*innen sowie einer teilnehmenden Lehrerin geführt.
Danke und Ausblick
Ein herzlicher Dank geht an die Barbara-Schadeberg-Stiftung, die das Vorhaben finanziell mitgefördert hat und die konzeptionelle Arbeit zur methodischen Umsetzung möglich gemacht hat.
Aufbauend auf den Erfahrungen der Inklusionslots*innen wird das Projekt ab Oktober 2023 im Raum der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover an drei neuen Schulen umgesetzt. Dann unter dem Namen „Wegbereitys der Inklusion“. Wir freuen uns auf spannende Projekte und Entwicklungen in Wolfsburg, Wunstorf und Dassel!